On 20.07.2012 10:56, Patrick Büker wrote:
Die "Contribution terms" sind doch das Problem, sie geben einer ominösen zentralen Instanz die Macht "zu tun was sie wollen". So verstehe ich das, wenn ich die schlimmsten Umstände annehme. Was nützt eine "Open Source Lizenz", wenn eine Instanz sich zusätzliche Rechte vorbehält.
Das ergibt sich zum Teil einfach aus dem Datenbankrecht, dort kann nur eine einzige natürliche oder juristische Person als Lizenzgeber auftreten. Ein "shared copyright" gibt es dort einfach nicht ...
Freie Lizenzen sollten jedem die gleichen Rechte einräumen, was hier nicht der Fall ist.
Bitte unterscheide zwischen Lizenz und Contribution Terms. Nehmen wir als anderes Beispiel einmal die Free Software Foundation (FSF). Deren Lizenz ist die GPL die jedem gleiche Rechte einräumt, deren Contribution Terms sind aber "You have to transfer copyright to the FSF". D.h. die FSF kann Beiträge jederzeit auch ohne Abstimmung relizensieren, zB. konkret von "GPL v2 or later" auf "GPL v3 or later". Da lässt keiner die bisherigen Contributoren offiziell abstimmen ...
Ich konstruiere jetzt mal einen extremen Fall, von dem ich denke, dass er mit der neuen Lizenz/Vertrag/CT möglich wäre:
Die Foundation möchte einen Lizenzwechsel, der es jemandem erlaubt die Kartendaten fast unbeschränkt für eigene Zwecke zu nutzen, aber nur diesem. Dies würde der Zustimmung der aktiven Mitglieder bedürfen,
Zunächst einmal würde es der Zustimmung der OSMF Mitglieder selbst bedürfen ... und die Mitgliedschaft steht auch da jedem offen (wenn auch mit einer kleinen, aus rechtlichen Gründen nötigen, Hürde)
weshalb man die Mitarbeit für all jene sperrt, die dem Lizenzwechsel nicht zustimmen. Das war auch jetzt der Fall, also in Zukunft auch kein Problem.
Du vertauschst hier die Reihenfolge: jetzt: "keine Zustimmung => keine weitere Mitarbeit (Sperrung)" in deinem Szenario: "Sperrung ohne vernünftigen Grund => keine Möglichkeit abzustimmen"
So bekommt man mit Sicherheit eine Zustimmung. Der Unterschied zur jetzigen Situation ist, dass alle die nicht zustimmen und gesperrt werden nichts dagegen tun können, dass ihre Daten umlizenziert werden.
Noch einmal: du konstruierst einen Henne-Ei Zusammenhang zwischen Zustimmung und Sperrung der so nur für die erstmalige CT Einführung gegeben war. CT und Lizenzwechsel-Zustimmung miteinander zu verbinden war dabei in der Tat etwas ungeschickt, andererseits glaube ich nicht das eine separate Einführung der CTs gefolgt von einer Lizenzabstimmung deutlich andere Ergebnisse gebracht hätte.
Daraufhin werden die Daten unter einer BSD Lizenz an einen Dritten lizenziert. Die BSD Lizenz ist zweifellos eine offene Lizenz, denn nur eine solche Lizenz darf für den Wechsel gewählt werden. Die Lizenz würde dem Dritten dann erlauben die Daten kommerziell zu nutzen, fast wie es ihm beliebt, ohne Verpflichtungen. Die normalen Nutzer würden diese Möglichkeiten weiterhin nicht haben.
Der Knackpunkt hier ist "an *einen* Dritten". Die CTs sagen zwar "These rights include, without limitation, the right to sub-license the work through multiple tiers of sub-licensee ...", aber das bezieht sich darauf das Werk als Ganzes oder in Teilen unter der gleichen Lizenz durchzureichen, nicht auf "wir geben das an verschiedene Unterlizenznehmer unter verschiedenen Lizenzen raus"
Habe ich bei dem Szenario was übersehen?
Ich denke ja ...
Das ist aber auch nicht der eigentliche Grund, wohl aber einer der Gründe, warum ich nicht zugestimmt habe. Mir ist die Lizenz zu kompliziert, und ich bin gegen "Contribution terms" mit so weit reichenden Rechten. Contribution terms sollte es nur in ganz bestimmten Fällen geben.
Freie Lizenzen sollten jedem die gleichen Rechte geben.
Noch einmal: unterscheide zwischen Lizenz und Contribution Terms. Die Lizenz gibt der OSMF keine besonderen Rechte. Die Contribution Terms tuen es. Und dafür gibt es zwei Gründe: * das Datenbankrecht verlangt so eine zentrale Instanz als Lizenzgeber (ok, das Problem hätte es bei PD/CC0/BSD eher weniger) * ein zukünftiger Lizenzwechsel ist zwar immer noch schwierig, aber immerhin möglich falls nötig, ohne die bisherige Verlustproblematik Letzteres ist vor allem deshalb wichtig weil hier lizenzrechtlich, zumindest für den "freien" Bereich, Neuland betreten wird. Der erste Versuch "wir behandeln das einfach wie Sourcecode oder ein Werk das unter Copyright fällt" ist gescheitert, der aktuelle Ansatz kann genauso scheitern. Oder es ergibt sich irgendwann einmal tatsächlich eine Mehrheit für einen Wechsel zu einer Public Domain Freigabe ...
Natürlich benötigt man eine Organisation um das Projekt voranzubringen, aber warum sollte diese mehr Rechte haben?
Die FSF zB verlangt das um bei Verstößen direkt als Kläger auftreten zu können ... aber nichts schützt dich wirklich davor das die irgendwann "böse" werden zB ein Dual License Regime einführen das es ihnen ermöglicht eignen und Contributor-Code auch unter nicht-freien Lizenzen zu verkaufen ... Den wesentlichen Rechteübergang sehe ich aber zwischen dem bisherigen "eine Minderheit kann einen nötigen oder gewollten Lizenzwechsel deutchlich erschweren da jeder einzelne Contributor ein lokales Vetorecht auf Teile des Werkes hält" und "eine Mehrheit kann so etwas ohne weiteren Datenverlust auslösen" Die Einschränkung auf "aktive" gibt dabei der jeweils aktuellen Community ein größeres bzw ausschließliches Gewicht, alternativ würde man eben grad der immer größer werdenden Menge der nicht-aktiven deutlich mehr Gewicht geben. Die konkrete Definition von "aktiv" halte ich dabei zugegebenermaßen auch für eher ungeschickt, die Idee dahinter verstehe ich aber durchaus ... -- hartmut