Hi, ich fand den Beitrag spannend weil das auch in OWL gerade ziemlich angesagt ist diese Namen zu übernehmen. Alles was irgendwo im ALKIS, Gemarkung, TkXX oder so auftaucht. Ich halte auch wenig von wenn die nicht im täglichen Sprachgebrauch genutzt werden. Als Beispiel hab ich die "Schiffheide" in Rheda. Das war mal ein Waldgebiet. Das ist nur dem Autobahnbau zum Opfer gefallen und heute in viele kleine Schnipsel zerteilt rund um das Autobahnkreuz in Rheda. Vor Ort ist dieser Wald als solches nicht mehr bekannt (Mein Vater wohnt "In der Schiffheide"). Flo ----- Forwarded message from OpenStreetMap Forum Mailer The topic is located at https://forum.openstreetmap.org/viewtopic.php?id=76406 The message reads as follows: ----------------------------------------------------------------------- tl;dr Bitte übernehmt keine Informationen aus den Messtischblättern der preußischen Landesaufnahme, wenn ihr die Informationen nicht durch aktuelle Kartenwerke oder Wissen vor Ort verifiziert habt. Viele der Informationen wurden vor über 100 Jahren von ortsfremden Offizieren zusammengetragen und können heutig aus mannigfaltigen Gründen keine Gültigkeit mehr besitzen. Langfassung Zumindest in Nordrhein-Westfalen, vornehmlich im Ruhrgebiet, habe ich nun häufiger bemerkt, dass irgendwelche Toponyme (geografischer Name) auftauchen, die entweder unbekannt oder deplatziert sind. Eine kurze Recherche ergibt, dass diese Informationen den Messtischblättern (= MTB) der preußischen Landesvermessung entsprechen. Die MTB werden unter einer Zero-Lizenz von der GeoBasis.NRW via WMS angeboten. Führt man sich die Historie der preußischen Landesvermessung vor Augen, ist diese durch mehrere Evolutionsschritte gelaufen, bei denen die Triangulation des Vermessungsnetzes zwar immer besser wurde (und somit die Genauigkeit von Lage und Höhe verbessert hat), jedoch fehlte oft lokales Wissen. Das Kartenwerk war ja nie als genaues Grundriss-Kataster für die Erhebung der Steuer angelegt, sondern als Topographische Karte im Maßstab 1:25.000, aus der dann die preußische Generalstabskarte und andere Karten in kleinen Maßstab abgeleitet werden sollten. Aufgrund der zunehmenden militärischen Wichtigkeit, sind die Karten auch verhältnismäßig schnell entstanden. Durch eingeschränkte Kenntnis der Situation vor Ort, Zeitdruck, Geheimhaltung und Generalisierung wurde nicht immer Wert auf die richtige Lage von geographischen Namen gelegt. Wenn also z. B. irgendwo „Hülsebruch“ auf einer Karte an einem Siedlungsgebiet steht, muss dieses Gebiet noch lange nicht so heißen. Zudem muss man bedenken, dass die Sammlung der Messtischblätter 1916 abgeschlossen war. Grob gesagt ging’s mit der Neuvermessung in einer anderen Projektion weiter (andere Geschichte). Danach ist der Wandel der Landschaft aber trotzdem fortgeschritten: Durch den Bau von Verkehrsstraßen wurden Landschaften zerschnitten und neue Gewerbeflächen und Siedlungen mit neuen Namen sind entstanden. Durch die Eingemeindungswellen wurden Straßen und Gebiete umbenannt, etc. Alleine durch den Kahlschlag nach dem Zweiten Weltkrieg und den Planungswellen danach, gingen viele alte Toponyme unter. Auch ist die Rechtschreibung fortgeschritten. Durch fehlende Ortskenntnis, Wandel der Rechtschreibung und Aussprache, änderten sich Toponyme z.B. von „Hulsbroich“ zu „Hülsebruch“ zu „Hülsenbruch“ oder „Am grossen Broich“ zu „Großenbruch“. In OSM bilden wir die Gegenwart ab, nicht die Information eines ortsfremden Offiziers von einer über 100 Jahre alten Karte (historische Hinweise sind natürlich als Attribut möglich). Meine eindringliche Bitte Bitte übernehmt keine Informationen aus den Messtischblättern der preußischen Landesaufnahme, wenn ihr die Informationen nicht durch aktuelle Kartenwerke oder Wissen vor Ort verifiziert habt. Hinweise können Straßennamen oder die Namen von Schulen geben. Auch der Blick in historische Stadtpläne oder die Amtsblätter sowie das Ratsinformationssystem kann helfen, Umbenennungen oder tatsächliche Lage und Benennung zu identifizieren. Nachtrag Ich schätze das Werk, welches vor über 100 Jahren geschaffen wurde. Ich finde es jedoch für OSM weiterhin wichtig, dass nicht blind irgendwelche Karten abdigitalisiert werden. Hinweis Dieser Artikel ist ursprünglich auf Discourse veröffentlicht worden. Da einige Teilnehmende aus diesem Forum angekündigt haben, nicht ins neue Board wechseln zu wollen halt ich es - nicht zuletzt aus Archivgründen - sinnvoll, den Artikel auch hier zu veröffentlichen, sodass sich die Ausscheidenden an der Diskussion beteiligen zu können. [https://community.openstreetmap.org/t/vorsicht-bei-ubernahme-von-information...] ----------------------------------------------------------------------- ----- End forwarded message ----- -- Florian Lohoff f@zz.de Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.
On 26.09.22 11:44, Florian Lohoff wrote:
Hi, ich fand den Beitrag spannend weil das auch in OWL gerade ziemlich angesagt ist diese Namen zu übernehmen. Alles was irgendwo im ALKIS, Gemarkung, TkXX oder so auftaucht.
Ich halte auch wenig von wenn die nicht im täglichen Sprachgebrauch genutzt werden.
habe gerade mal spaßeshalber nachgeschaut und festgestellt: mein Heimatdorf heißt dort "Ollinghausen", nicht "Oldinghausen", und ein Ortsteil heißt "Oblinghauser Mark" statt "Oldinghauser Mark"; unsere Hofstelle "Holzgrabe"und das Ackterstück direkt südlich davon "Holtgräbe" Wir haben in meinem Elternhaus noch einen historischen geschnitzten Torbogen aus dem 19. Jahrhundernt. Auf dem steht klar "Oldinghausen" und "Holzgräfe". Das 'ä' passte damals noch, das ist erst später durch einen Schreibfehler auf dem Standesamt zu einem 'ae' geworden. Ich denke mal der Auftraggeber des Torbogens wird gewusst haben wie er selbst und sein Dorf heißt, und halte die Torbogen-Inschrift daher für eine verlässlichere Quelle als das was der Preußische Landaufnehmer da zu Papier gebracht hat ;)
Am 26.09.22 um 11:44 schrieb Florian Lohoff:
Hi, ich fand den Beitrag spannend weil das auch in OWL gerade ziemlich angesagt ist diese Namen zu übernehmen. Alles was irgendwo im ALKIS, Gemarkung, TkXX oder so auftaucht.
Ich halte auch wenig von wenn die nicht im täglichen Sprachgebrauch genutzt werden. ...
Flo
----- Forwarded message from OpenStreetMap Forum Mailer
Moin, zwei Dinge möchte ich mal sortieren: 1. Die "Messtischblätter" sind über 100 Jahre alte historische (tote!) gezeichnete Karten. "ALKIS" ist das aktuelle Verfahren für das Liegenschaftskataster, das täglich aktualisiert wird. Datenbankbasiert mit daraus abgeleitetem Kartenbild. Das sollte man nicht so pauschal gleich setzen. 2. Die "Gemarkungen" im ALKIS sind vom Land festgelegte Bezirke. Sie sind Bestandteil des Flurstückskennzeichens (DE - Bundesland - Gemarkungsnummer - Flur - Flurstück). Eine Gemarkung entspricht oft einem politischen Ortsteil (je Kreis unterschiedliche Deckungsgleichheit). Also in OSM eher boundary=administrative / admin_level=10. Jedenfalls ein vergleichbar großes Gebiet mit Siedlungen und Straßen. Was hier eher gemeint ist, heißt im ALKIS "Gewanne" und ist viel kleiner. Eine Gewanne ist eine lokale Lagebezeichnung für Flurstücke, die nicht an einer Straße liegen. Ein Ersatz für eine Adresse sozusagen. Eine Gewanne umfasst nur wenige Acker-, Wiesen- oder Wald-Flurstücke zwischen Siedlungen. Das passt - wenn es aktuell noch verwendet wird - eher zum Tag place=locality https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Tag:place%3Dlocality -- Frank
On Wed, Sep 28, 2022 at 11:46:56AM +0200, Frank Jäger wrote:
Moin, zwei Dinge möchte ich mal sortieren:
Danke :)
2.
Die "Gemarkungen" im ALKIS sind vom Land festgelegte Bezirke. Sie sind Bestandteil des Flurstückskennzeichens (DE - Bundesland - Gemarkungsnummer - Flur - Flurstück).
Eine Gemarkung entspricht oft einem politischen Ortsteil (je Kreis unterschiedliche Deckungsgleichheit). Also in OSM eher boundary=administrative / admin_level=10. Jedenfalls ein vergleichbar großes Gebiet mit Siedlungen und Straßen.
Das ist ja leider hier in der Gegend durch die Gemeindegebietsreform auch teilweise SEHR durcheinander gekommen. Auch das so zu übernehmen ist IMHO falsch. Ich habe da gerade so ein Thema mit "Friedrichsdorf" einem Stadtteil von Gütersloh. Da passt das mit der Gemarkung gar nicht zu dem was die Menschen vor Ort so meinen was Friedrichsdorf ist. Da ist ein teil der Bebauung Friedrichsdorf angeblich schon Avenwedde. Das passt halt null. Das ist angeblich Friedrichsdorf - Das müsste ziemlich Deckungsgleich mit der Gemarkung sein - oder war es mal. https://www.openstreetmap.org/relation/12667936#map=14/51.9415/8.4962 Wenn man sich die Bebauung ansieht ist das natürlich völlig anders. Ein weiteres ist "Nordrheda-Ems" - War mal vor dem Krieg ein "Baupolizeibezirk" - Die Bauern in Nordrheda bezeichnen sich als "Die Emsbauern". Ich hab das mal übernommen, was ich glaube ich nicht wieder machen würde. Denn die Gemarkung besteht auch noch aus einem teil zwischen Oelde und Rheda und da kennt niemand den Begriff. https://www.openstreetmap.org/relation/3346157#map=13/51.8609/8.2923 Das Problem ist das ich noch nichts schöneres zu so Stadtteilgrenzen gefunden habe. Flo -- Florian Lohoff f@zz.de Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.
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