Quantität und Qualität bei Importen
Hallo Liste, im Frühjahr 2007 begann ich mit OpenStreetMap in OWL. Damals war von einer Community noch nichts zu sehen und und für die ganze Region galt in der OSM-Datenbank: 1. Buch Moose, Kap. 1, Vers 2 ([1] "Und die Erde war wüst und leer"). Meine ersten Mapping-Aktionen sahen recht verloren aus und eine zeitliche Extrapolation der Arbeit der ersten Monate deutete auf Jahre lange Arbeit hin. In dieser Situation erschien es mir sinnvoll, die Trassen von Straßen aus dem Straßenkataster der Kommunen zu importieren, damit überhaupt in absehbarer Zeit ein brauchbarer OSM-Bestand entsteht. Ich fand Gehör bei den Verantwortlichen in Löhne, Kirchlengern, Bünde, Rödinghausen, Preussisch Oldendorf, Lage und Vlotho. Diese Kommunen habe mir ihre Daten zur Verfügung gestellt. Ich habe dann einen einfachen Konverter geschrieben, der aus den Daten OSM-Format (damals API 0.4 und 0.5) erzeugt. Siehe [2]. Die Daten habe ich mit JOSM nachbearbeitet und hoch geladen. Siehe auch damalige Beiträge in Talk-DE: [5] [6]. Die Entwicklung der Region ist in der GIF-Animation [3] gut zu sehen. Florian's aktuelle Aktion 'Straßenliste' [4] zeigte die 'importierten' Kommunen dann auch erwartungsgemäß sofort hoch im 90%-Bereich. Durch Nacharbeiten (Schreibweise) sind die 100%-Marken inzwischen an mehreren Stellen geknackt. Ohne die Importe wären wir in vielen dieser Kommunen wahrscheinlich noch nicht so weit. Allerdings haben einige Nachbarn es auch ohne Importe inzwischen fast zur Vollständigkeit geschafft, in anderen Orten rührt sich jedoch bis heute kaum etwas. Aus heutiger Sicht kann ich also positiv vermerken, dass uns die Importe bei der "Quantität" nach vorn gebracht haben. Bei der "Qualität" gibt es jedoch divergierende Aspekte: Die Lagegenauigkeit der Daten ist sehr gut. Aber die importierten Daten waren ja ursprünglich nicht für OSM erhoben worden. Es wurden vielmehr Erhaltungszustände, Materialien usw. damit verwaltet. Ich habe von den Daten des Straßenkatasters *nur die Trassen* verwendet und dazu noch das Datenfeld "Straßenname". Informationen über den OSM-Straßentyp (residential, unclassified oder track?) fehlten im Straßenkataster ebenso wie die Eigenschaften 'Einbahnstraße', 'Brücke' oder 'Tunnel'. Verkehrsregeln ('maxspeed', 'nur für Anlieger') oder Sperren (Poller) fehlen auch. Typische 'Macken' der importieren Daten sind: - Eine Straße ist in zwei Ways aufgeteilt, obwohl es dazu keinen Grund gibt - Track ist als unclassified eingetragen oder umgekehrt Typisch sind z.B. im ländlichen Bereich Zuwege zu einzeln stehenden Häusern oder Bauernhöfen, die in den ersten 100 Metern befestigt sind (unclassified oder service) und dann hinter dem Haus als unbefestigter Track weiter führen. Hier muss der Weg noch manuell geteilt werden. Denn diese Wege sind oft komplett als service oder track importiert. Nach der Konvertierung waren die Straßen nicht an den Enden verbunden. Das habe ich beim Hochladen bzw. in den Wochen danach mit JOSM manuell korrigiert. Anfangs stand dazu kein Validator zur Verfügung, doch inzwischen kann man das programmgestützt finden. Die Fehlerquote der importieren Daten bei den fehlenden Verbindungen ist inzwischen geringer als bei Potlach-Bearbeitungen. Nach dieser umfangreichen Vorgeschichte nun zu meinem Anliegen: Die Ergebnisse "100%" beim Abgleich der Straßennamen in den genannten Orten sollte nicht so interpretiert werden, dass wirklich *alles fertig* ist. Die Analyse bezieht sich ausschließlich auf die Vollständigkeit der Straßennamen. Gerade in den importierten Gebieten muss aber noch an der Qualität im Detail gearbeitet werde. Hier sollte sich jeder in Kenntnis der Entstehungsgeschichte frei fühlen, die Daten nach seinem Kenntnistand zu verbessern. Obwohl man das im Projekt eigentlich jederzeit und überall machen kann und darf, hat es sich doch als Etikette heraus gebildet, den ursprünglichen Autor zu kontaktieren, bevor man dessen Daten ändert. Es gibt so etwas wie einen "gefühlten Eigentümer", den man respektiert. Die Datenimporte waren dazu gedacht, schneller fertig zu werden. Unter genannten "psychologischen" Randbedingungen sind sie nun eher zu einer Bremse bei der Perfektionierung der Daten geworden. Ohne den Import wäre mancher Ortsteil gleich in voller Qualität und mit allen Eigenschaften gemappt worden. Dort wo bereits das importierte Straßennetz vorlag, hat sich niemand mehr berufen gefühlt, das noch mal detailliert zu überarbeiten. Aus heutiger Sicht bin ich mir daher nicht mehr völlig sicher, ob die Importe wirklich sinnvoll waren oder ob das eher den Spaßverderber-Effekt hatte, der andere vom Mappen abgehalten hat. Aus damaliger Sicht war jedoch das exponentielle Wachstum von OSM - auch in unserer Region - nicht absehbar. Ich glaube, ich würde es trotzdem wieder tun. Man könnte z.B. noch Hille (MI, 38%) oder Dörentrup (LIP, 37%) in Richtung 100% bringen ... ;-) [1] http://www.bibel-online.net/buch/01.1-mose/1.html#1,2 [2] http://wiki.openstreetmap.org/wiki/KomSIS [3] http://map.krz.de/mapwww/osm_owl_anim.gif [4] http://osm.gt.owl.de/Strassenliste/ [5] http://lists.openstreetmap.org/pipermail/talk-de/2007-June/001298.html [6] http://lists.openstreetmap.org/pipermail/talk-de/2007-July/001762.html -- Frank Jäger
On Sun, Jul 12, 2009 at 11:39:47AM +0200, Frank Jäger wrote:
Die Ergebnisse "100%" beim Abgleich der Straßennamen in den genannten Orten sollte nicht so interpretiert werden, dass wirklich *alles fertig* ist. Die Analyse bezieht sich ausschließlich auf die Vollständigkeit der Straßennamen. Gerade in den importierten Gebieten muss aber noch an der Qualität im Detail gearbeitet werde.
Es ist sogar noch "schlimmer" - Das heisst nur das alle Straßen in der Liste vorhanden sind - Die Listen sind aber oft nicht 100% vollstaendig daher kann es immer noch fehlende Straßen geben. Ausserdem wird das naechste heisse Thema die Hausnummern/Adressen. Denn ohne diese ist die Karte fuer die geocodierung von POIs, Adressuche in der Navigation etc unbrauchbar. Das ganze Thema ist ziemlich Arbeitsintensiv - nichtsdestotrotz ist es notwendig es zu tun. Ich ueberlege auch schon wie man da aehnlich wie beim Straßenlistenabgleich eine motivierende Grafische Darstellung hinbekommt. Leider sind alternative Datenquellen mit denen man vergleichen koennte frei nicht verfuegbar.
Aus heutiger Sicht bin ich mir daher nicht mehr völlig sicher, ob die Importe wirklich sinnvoll waren oder ob das eher den Spaßverderber-Effekt hatte, der andere vom Mappen abgehalten hat.
Ohne zu sehen das die Karten wirklich gut aussehen und "andere schon weiter" sind haetten sicherlich wir, die wir alles zu Fuss gemacht haben, nicht die motivation gehabt das durchzuziehen.
Ich glaube, ich würde es trotzdem wieder tun. Man könnte z.B. noch Hille (MI, 38%) oder Dörentrup (LIP, 37%) in Richtung 100% bringen ... ;-)
Ich wuerde gerne eine mapping Party da machen wo wir noch gar nichts haben. Sowas wie Eslohe oder Sendenhorst. Schoen waere wenn ein Scout vorrausreiten koennte um eine Kneipe/Cafee etc zu finden das uns WLAN zur verfuegung stellt. Flo -- Florian Lohoff flo@rfc822.org +49-171-2280134 Those who would give up a little freedom to get a little security shall soon have neither - Benjamin Franklin
On Sun, 2009-07-12 11:56:31 +0200, Florian Lohoff <flo@rfc822.org> wrote:
On Sun, Jul 12, 2009 at 11:39:47AM +0200, Frank Jäger wrote:
Ich glaube, ich würde es trotzdem wieder tun. Man könnte z.B. noch Hille (MI, 38%) oder Dörentrup (LIP, 37%) in Richtung 100% bringen ... ;-)
Ich wuerde gerne eine mapping Party da machen wo wir noch gar nichts haben.
Sowas wie Eslohe oder Sendenhorst. Schoen waere wenn ein Scout vorrausreiten koennte um eine Kneipe/Cafee etc zu finden das uns WLAN zur verfuegung stellt.
Naja, die Datenmengen sind nicht sooooo riesig, da tuts doch auch, wenn einer mit 'nem UTMS-Stengel Internet in die Provinz bringt :) MfG, JBG -- Jan-Benedict Glaw jbglaw@lug-owl.de +49-172-7608481 Signature of: What we do for ourselves dies with us. What we do for the second : others and the world remains and is immortal. (Albert Pine)
Hi Flo, Florian Lohoff schrieb:
Ich wuerde gerne eine mapping Party da machen wo wir noch gar nichts haben.
Sowas wie Eslohe oder Sendenhorst. Schoen waere wenn ein Scout vorrausreiten koennte um eine Kneipe/Cafee etc zu finden das uns WLAN zur verfuegung stellt.
Flo
Also nach Sendenhorst könnte ich wohl reiten hier von ahlen aus und mich dort mal schlau machen ob es nen nettes Fleckchenk gibt welches das Vorhaben unterstützen möchte. Ich sehe mal ob ich mir nen Wagen organisieren kann und versuche das noch in der ersten Wochenhälfte zu klären. Ist das nen Vorschlag? Markus
On Sun, Jul 12, 2009 at 01:30:21PM +0200, Markus Bockholt wrote:
Also nach Sendenhorst könnte ich wohl reiten hier von ahlen aus und mich dort mal schlau machen ob es nen nettes Fleckchenk gibt welches das Vorhaben unterstützen möchte.
Ich sehe mal ob ich mir nen Wagen organisieren kann und versuche das noch in der ersten Wochenhälfte zu klären.
Ist das nen Vorschlag?
Wie sieht das denn mit dem Rest aus - finden sich vielleicht noch so 2-3 Leute die mitmachen? seufer_woller der mich liebenswuerdigerweise mit zur SOTM nach Amsterdam genommen hat hat sich quasi auch schon von mir breit Schlagen lassen. Ich komme ja auch Sendenhorst weil das hier in der Gegend einer der Schlechtest erfassten Orte ist und immer mal wieder gerne auf talk-de als das gegenbeispiel zu Berlin und den restlichen Großstaedten proklamiert wird. Ich wuerde das deshalb gerne eher frueher als spater mal aus der Welt schaffen auch wenn das nicht mehr so direkt Ostwestfalen-Lippe ist. Wenn das mit DSL und WLAN anbindung in Sendenhorst ein problem ist aber die einen Schoenen Biergarten/Kneipe etc haben dann koennte man vielleicht was mit UMTS drehen ... Flo -- Florian Lohoff flo@rfc822.org +49-171-2280134 Those who would give up a little freedom to get a little security shall soon have neither - Benjamin Franklin
Wenn ich mir die KomSIS-Daten so anschaue[1], könnte man daraus ja eigentlich noch viel mehr ableiten: - Straßenbreit - das Vorhandensein von Gehwegen und deren Breite - wohl auch Oberfläche (surface=*) und vlt. sogar die Qualität (smothness=*) Am einfachsten wäre das wohl machbar wenn man sich die Daten per WMS in JOSM holt. Und dann habe ich hier [2] noch folgendes gelesen:
Nach meiner Kenntnis sind die Kartierungen der Straßen durch eigene Vermessungen und durch Digitalisierung von Luftbildern erfolgt. Dazu wurden jedoch keine Luftbilder des Landes verwendet sondern es wurde eine eigene Befliegung durch Stadt- und Kreisverwaltung in Auftrag gegeben (Tiefbefliegung = höhere Auflösung). Die Kommunen haben also die Rechte an den verwendeten Luftbildern.
Wäre natürlich genial, wenn man diese Luftbilder auch für OSM Nutzbar machen könnte. Das dürfte allemal einfacher sein, als die LVermÄmter zur Freigabe ihrer Bilder zu bewegen. [1] http://wiki.openstreetmap.org/wiki/KomSIS#von_der_KomSIS-Fl.C3.A4che_zum_OSM... [2] http://lists.openstreetmap.org/pipermail/talk-de/2007-March/000586.html
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