Fußwege taggen ?

Peter Wendorff wendorff at uni-paderborn.de
Di Dez 28 14:00:00 CET 2010


Hallo Matthias.

Deine Annahme ist falsch.
Dass eine Zentimetergenaue Navigation nicht möglich ist, ist mir bewusst.
Darum geht es auch nicht. Es geht eher um die Information "ich befinde 
mich auf dem linken Bürgersteig der Y-Straße" und "ich überquere den 
A-Weg gleich, dabei hab ich eine Fußgängerampel zur Verfügung, die aber 
leider kein akustisches Signal von sich gibt".

Die Navigationsungenauigkeit bleibt die gleiche wie beim GPS üblich, 
verschlechtert sich sogar weiter, weil die Drift bei geringen 
Geschwindigkeiten nicht rausgerechnet werden kann.

Viel wichtiger sind mir drei andere Aspekte:
1) Semantische Korrektheit: Ein Bürgersteig ist ein Bürgersteig. Er ist 
vorhanden und befindet sich auf einer fest definierten Seite der Straße. 
Eine Fußgängerampel verbindet zwei Bürgersteige miteinander, kreuzt 
dabei eine Straße und hat auf beiden Seiten (möglicherweise 
unterschiedliche) Attribute für die "Ufer".
2) korrekte Topologie
3) einfache Handhabung Anwendung, und aber vor allem auch den Mapper: 
Attribute werden, will man dies alles auf der Straße selbst abbilden, 
scheußlich komplex, und es werden immens viele. Einzeln eingetragene 
Bürgersteige sind zudem in hohen Zoomstufen gut sichtbar.
Trägt man Bürgersteige erst ein, wenn die restliche Geometrie weitgehend 
"final" ist, ist auch der Aufwand, dies aktuell zu halten, nicht 
besonders groß.

Routing-Anweisungen wie
* Folge der Buxtehuder Straße auf dem rechten Bürgersteig.
* Überquere den Pusemuckelweg mit Hilfe der Ampel. Kein Auffindesignal!
   Im Anschluss überquere die Buxtehuder Straße links von Dir mit Hilfe 
der Ampel. Ampel vibriert. Grünpfeil! Achtung: ungesicherte Nullabsenkung!!

sind nur möglich, wenn die Bürgersteige, Bordstein-Absicherungen und 
-Höhen bekannt sind.

Mit einzeln eingetragenen Bürgersteigen ist das noch recht gut möglich; 
an der Straße wird das echt komplex.

Die Navigation selbst wird dadurch nicht genauer, das GPS-Signal bleibt 
bei seiner Ungenauigkeit. Meine Testperson - in meiner Bachelorarbeit 
hatte ich leider nur die Möglichkeit, mit einer Person zu testen - 
konnte dies aber recht gut kompensieren, WENN die Navigationsanweisungen 
gut genug waren.

Letzteres ist meines Erachtens am besten durch die explizite 
Modellierung auch der Bürgersteige und ihrer Eigenschaften zu erreichen. 
Einen weitergehenden Schaden kann ich nicht feststellen.

Eine Straße ist nicht nur die Fahrbahn - aber ein OSM-way ist auch nicht 
die Straße, sondern ein abstraktes Gebilde. Sonst wäre auch die 
Modellierung von Autobahnen in getrennten Fahrspuren nicht 
gerechtfertigt - mit analoger Begründung.

Gruß
Peter

Am 28.12.2010 12:12, schrieb Matthias Versen:
> Hallo !
>
> Eine Straße ist nicht nur die Fahrbahn (deswegen gibt es einen extra 
> Begriff dafür) sondern beinhaltet auch Seitenstreifen, Bürgersteig, 
> Fahrspuren oder auch begleitende Fahrradwege.
>
> In OSM ist eine Straße eine Linie die den Mittelpunkt darstellt. Die 
> entsprechenden Eigenschaften der Straße werden als zugehörige 
> Attribute vergeben. Zentimetergenaue Navigation ist mit diesem Modell 
> von OSM nicht möglich aber das ist genau das, was Du erreichen willst 
> aber dabei missbrauchst Du in meinen Augen das Datenmodell von OSM.
>
> Matthias
>
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