Fwd: Gemarkungsnamen / Toponyme übernehmen

Florian Lohoff f at zz.de
Mo Sep 26 11:44:47 CEST 2022


Hi,
ich fand den Beitrag spannend weil das auch in OWL gerade ziemlich
angesagt ist diese Namen zu übernehmen.  Alles was irgendwo im ALKIS,
Gemarkung, TkXX oder so auftaucht.

Ich halte auch wenig von wenn die nicht im täglichen Sprachgebrauch
genutzt werden.

Als Beispiel hab ich die "Schiffheide" in Rheda. Das war mal ein
Waldgebiet. Das ist nur dem Autobahnbau zum Opfer gefallen und heute in
viele kleine Schnipsel zerteilt rund um das Autobahnkreuz in Rheda. 

Vor Ort ist dieser Wald als solches nicht mehr bekannt (Mein Vater wohnt
"In der Schiffheide").

Flo

----- Forwarded message from OpenStreetMap Forum Mailer

The topic is located at https://forum.openstreetmap.org/viewtopic.php?id=76406

The message reads as follows:
-----------------------------------------------------------------------

tl;dr
Bitte übernehmt keine Informationen aus den Messtischblättern der
preußischen Landesaufnahme, wenn ihr die Informationen nicht durch
aktuelle Kartenwerke oder Wissen vor Ort verifiziert habt. Viele der
Informationen wurden vor über 100 Jahren von ortsfremden Offizieren
zusammengetragen und können heutig aus mannigfaltigen Gründen keine
Gültigkeit mehr besitzen.

Langfassung
Zumindest in Nordrhein-Westfalen, vornehmlich im Ruhrgebiet, habe ich
nun häufiger bemerkt, dass irgendwelche Toponyme (geografischer Name)
auftauchen, die entweder unbekannt oder deplatziert sind.

Eine kurze Recherche ergibt, dass diese Informationen den
Messtischblättern (= MTB) der preußischen Landesvermessung entsprechen.
Die MTB werden unter einer Zero-Lizenz von der GeoBasis.NRW via WMS
angeboten.

Führt man sich die Historie der preußischen Landesvermessung vor Augen,
ist diese durch mehrere Evolutionsschritte gelaufen, bei denen die
Triangulation des Vermessungsnetzes zwar immer besser wurde (und somit
die Genauigkeit von Lage und Höhe verbessert hat), jedoch fehlte oft
lokales Wissen. Das Kartenwerk war ja nie als genaues Grundriss-Kataster
für die Erhebung der Steuer angelegt, sondern als Topographische Karte
im Maßstab 1:25.000, aus der dann die preußische Generalstabskarte und
andere Karten in kleinen Maßstab abgeleitet werden sollten. Aufgrund der
zunehmenden militärischen Wichtigkeit, sind die Karten auch
verhältnismäßig schnell entstanden.

Durch eingeschränkte Kenntnis der Situation vor Ort, Zeitdruck,
Geheimhaltung und Generalisierung wurde nicht immer Wert auf die
richtige Lage von geographischen Namen gelegt. Wenn also z. B. irgendwo
„Hülsebruch“ auf einer Karte an einem Siedlungsgebiet steht, muss dieses
Gebiet noch lange nicht so heißen.

Zudem muss man bedenken, dass die Sammlung der Messtischblätter 1916
abgeschlossen war. Grob gesagt ging’s mit der Neuvermessung in einer
anderen Projektion weiter (andere Geschichte). Danach ist der Wandel der
Landschaft aber trotzdem fortgeschritten: Durch den Bau von
Verkehrsstraßen wurden Landschaften zerschnitten und neue Gewerbeflächen
und Siedlungen mit neuen Namen sind entstanden. Durch die
Eingemeindungswellen wurden Straßen und Gebiete umbenannt, etc. Alleine
durch den Kahlschlag nach dem Zweiten Weltkrieg und den Planungswellen
danach, gingen viele alte Toponyme unter.

Auch ist die Rechtschreibung fortgeschritten. Durch fehlende
Ortskenntnis, Wandel der Rechtschreibung und Aussprache, änderten sich
Toponyme z.B. von „Hulsbroich“ zu „Hülsebruch“ zu „Hülsenbruch“ oder „Am
grossen Broich“ zu „Großenbruch“. In OSM bilden wir die Gegenwart ab,
nicht die Information eines ortsfremden Offiziers von einer über 100
Jahre alten Karte (historische Hinweise sind natürlich als Attribut
möglich).

Meine eindringliche Bitte Bitte übernehmt keine Informationen aus den
Messtischblättern der preußischen Landesaufnahme, wenn ihr die
Informationen nicht durch aktuelle Kartenwerke oder Wissen vor Ort
verifiziert habt.

Hinweise können Straßennamen oder die Namen von Schulen geben. Auch der
Blick in historische Stadtpläne oder die Amtsblätter sowie das
Ratsinformationssystem kann helfen, Umbenennungen oder tatsächliche Lage
und Benennung zu identifizieren.

Nachtrag
Ich schätze das Werk, welches vor über 100 Jahren geschaffen wurde. Ich
finde es jedoch für OSM weiterhin wichtig, dass nicht blind irgendwelche
Karten abdigitalisiert werden.

Hinweis
Dieser Artikel ist ursprünglich auf Discourse veröffentlicht worden. Da
einige Teilnehmende aus diesem Forum angekündigt haben, nicht ins neue
Board wechseln zu wollen halt ich es - nicht zuletzt aus Archivgründen -
sinnvoll, den Artikel auch hier zu veröffentlichen, sodass sich die
Ausscheidenden an der Diskussion beteiligen zu können.

[https://community.openstreetmap.org/t/vorsicht-bei-ubernahme-von-informationen-aus-der-preussischen-landesaufnahme/3029]

-----------------------------------------------------------------------
----- End forwarded message -----

-- 
Florian Lohoff                                                     f at zz.de
  Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.


Mehr Informationen über die Mailingliste OSM