Simplify Way (war: Änderungen rückgängig machen)
Frank Jäger
frank at fotodrachen.de
Do Jul 2 13:06:44 CEST 2009
Florian Lohoff schrieb:
> On Thu, Jul 02, 2009 at 09:41:07AM +0200, Sascha Fleiss wrote:
>> Subject: Änderungen rückgängig machen
>>
>> In "meinem" Gebiet ist ein User beim vereinfachen der Wege leider an
>> einigen Stellen etwas übers Ziel hinausgeschossen ...
>
> ... und dann
> noch mal alle hier anpoebeln das "Simplify way" wegzuschmeissen, und vor
> allem nicht auf unbekannte, fremde daten anwenden.
>
> Flo
>
Hallo,
ich muss gestehen, dass ich ein Fan des "Simplify Way"-Tools bin.
Mit Bedacht angewendet kann es den Datenbestand von einigem Schrott
befreien und somit helfen, die Qualität zu verbessern.
** Wozu?
Die Aufgabe des Mappers ist es, aus den fehlerbehafteten GPS-Rohdaten im
Rahmen der erwarteten Genauigkeit ein Datenmodell abzuleiten.
Einige User haben offensichtlich noch nicht den Sinn eines Datenmodells
verstanden und/oder können die Genauigkeit von GPS-Messungen nicht
einschätzen.
Für ein augenscheinlich gerades Stück Straße reichen meist Anfangs- und
Endpunkt. Weitere Zwischenpunkte "in der Geraden" bringen keine
Qualitätsverbesserung.
Wenn der GPS-Track auf dieser Strecke mehrere Zwischenpunkte enthält und
diese "ein wenig" hin- und her springen, dann braucht man trotzdem nicht
jeden dieser GPS-Punkte als OSM-Punkt "abdigitalisieren".
Man überträgt sonst die Messfehler der einzelnen GPS-Messungen und
erhält eine Zick-Zack-Straße, wo eine gerade Straße hingehört.
Je nach Einstellung des Gerätes werden diese Punkte z.B. jede Sekunde
gesetzt und nicht weil eine Richtungsänderung erfolgt ist.
Außerdem hält man sich ja beim Mappen nicht immer genau in der
Straßenmitte auf. Manchmal muss man auch dem Gegenverkehr ausweichen und
näher an den Rand fahren.
Aber gerade dieses sture Abdigitalisieren der GPS-Punkte beobachte ich
manchmal.
Besonders bei Waldwegen werden die Zacken oft größer (schlechter Empfang
unter Bäumen). Gerade in einem Waldgebiet, wo oft keine anderen Punkte
oder Wege in der Nähe sind, dürfte man sogar noch etwas stärker
generalisieren, als in dichter bestückten Gebieten.
Ich beobachte manchmal das Gegenteil; die Messungs-Schwankungen werden
1:1 in Zick-Zack-Wanderwege umgesetzt. Ich habe schon Waldwege gesehen,
die alle 10 Meter durch einen Punkt "festgetackert" waren.
Bei "Rundungen" ist es Geschmackssache, wie viele Zwischenpunkte man
setzt, um einen "perfekten Bogen" zu erhalten. Das Datenmodell wird aber
immer ein Polygon bleiben, denn für ein echtes Kreissegment läuft die
Punktanzahl gegen Unendlich.
Ich bin der Meinung, dass man im Bogen nur so viele Punkte setzen sollte
um den Verlauf des Bogens ausreichend genau zu definieren. Die
Ausrundung bei der Darstellung ist dann die Aufgabe des Renderers.
Mängel im Rendering sollten nicht durch massenhaft Daten ausgeglichen
werden.
(Aber hier komme ich vom Thema ab, denn Simplify-Way wende ich eher auf
Geraden an.)
** Wie?
- Man muss sich natürlich sicher sein, dass die Straße wirklich gerade
ist. Dabei hilft ein Blick ins Luftbild (WMS-Plugin).
- Man darf nur Ways simplifizieren, die komplett im herunter geladenen
Bereich liegen. Bei Warnung sofort abbrechen. Es besteht sonst die
Gefahr, dass man einem abzweigenden Way außerhalb des Bereiches seinen
Anfangspunkt wegnimmt (Vielleicht ist das mit der aktuellen API nicht
mehr möglich, früher ging das).
- Die seitliche Toleranz ist einstellbar. Ich habe im JOSM eingestellt:
simplify-way.max-error = 1
Es werden also nur Zwischenpunkte in der Geraden entfernt, die maximal
*einen Meter* von der direkten Verbindung abweichen.
Das ist weniger als die Breite eines Radweges.
Bei einer Messgenauigkeit der verwendeten GPS-Geräte von bestenfalls 2-3
Metern (absolut) ist man auf der sicheren Seite.
Die relative Genauigkeit von zeitlich und örtlich benachbarten
GPS-Punkten zueinander schätze ich auf maximal einen Meter.
- Man muss natürlich auf die gegenseitige Lage des simplifizierten Ways
zu benachbarten POIs achten; keine "Abstände" verändern.
Wenn man mit Simplify Way wie beschrieben sorgfältig umgeht, dann kann
manche Gegend von 50% Datenschrott befreit werden *ohne an Qualität zu
verlieren*.
Anders herum ausgedrückt: Downloads, Rendering, Navis, .... werden
doppelt so schnell.
Das Kartenbild wird "ruhiger" ohne an Genauigkeit einzubüßen.
--
Frank
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