Lizenzumstellung aktiv im Gebiet OWL *würg*
Hartmut Holzgraefe
hartmut.holzgraefe at gmail.com
Fr Jul 20 12:40:38 CEST 2012
On 20.07.2012 10:56, Patrick Büker wrote:
> Die "Contribution terms" sind doch das Problem, sie geben einer ominösen
> zentralen Instanz die Macht "zu tun was sie wollen". So verstehe ich
> das, wenn ich die schlimmsten Umstände annehme. Was nützt eine "Open
> Source Lizenz", wenn eine Instanz sich zusätzliche Rechte vorbehält.
Das ergibt sich zum Teil einfach aus dem Datenbankrecht, dort kann
nur eine einzige natürliche oder juristische Person als Lizenzgeber
auftreten. Ein "shared copyright" gibt es dort einfach nicht ...
> Freie Lizenzen sollten jedem die gleichen Rechte einräumen, was hier
> nicht der Fall ist.
Bitte unterscheide zwischen Lizenz und Contribution Terms.
Nehmen wir als anderes Beispiel einmal die Free Software Foundation
(FSF). Deren Lizenz ist die GPL die jedem gleiche Rechte einräumt,
deren Contribution Terms sind aber "You have to transfer copyright
to the FSF".
D.h. die FSF kann Beiträge jederzeit auch ohne Abstimmung relizensieren,
zB. konkret von "GPL v2 or later" auf "GPL v3 or later". Da lässt keiner
die bisherigen Contributoren offiziell abstimmen ...
> Ich konstruiere jetzt mal einen extremen Fall, von
> dem ich denke, dass er mit der neuen Lizenz/Vertrag/CT möglich wäre:
>
> Die Foundation möchte einen Lizenzwechsel, der es jemandem erlaubt die
> Kartendaten fast unbeschränkt für eigene Zwecke zu nutzen, aber nur diesem.
> Dies würde der Zustimmung der aktiven Mitglieder bedürfen,
Zunächst einmal würde es der Zustimmung der OSMF Mitglieder selbst
bedürfen ... und die Mitgliedschaft steht auch da jedem offen
(wenn auch mit einer kleinen, aus rechtlichen Gründen nötigen, Hürde)
> weshalb man
> die Mitarbeit für all jene sperrt, die dem Lizenzwechsel nicht
> zustimmen. Das war auch jetzt der Fall, also in Zukunft auch kein
> Problem.
Du vertauschst hier die Reihenfolge:
jetzt: "keine Zustimmung => keine weitere Mitarbeit (Sperrung)"
in deinem Szenario: "Sperrung ohne vernünftigen Grund => keine
Möglichkeit abzustimmen"
> So bekommt man mit Sicherheit eine Zustimmung. Der Unterschied
> zur jetzigen Situation ist, dass alle die nicht zustimmen und gesperrt
> werden nichts dagegen tun können, dass ihre Daten umlizenziert werden.
Noch einmal: du konstruierst einen Henne-Ei Zusammenhang zwischen
Zustimmung und Sperrung der so nur für die erstmalige CT Einführung
gegeben war. CT und Lizenzwechsel-Zustimmung miteinander zu verbinden
war dabei in der Tat etwas ungeschickt, andererseits glaube ich nicht
das eine separate Einführung der CTs gefolgt von einer Lizenzabstimmung
deutlich andere Ergebnisse gebracht hätte.
> Daraufhin werden die Daten unter einer BSD Lizenz an einen Dritten
> lizenziert. Die BSD Lizenz ist zweifellos eine offene Lizenz, denn nur
> eine solche Lizenz darf für den Wechsel gewählt werden. Die Lizenz würde
> dem Dritten dann erlauben die Daten kommerziell zu nutzen, fast wie es
> ihm beliebt, ohne Verpflichtungen. Die normalen Nutzer würden diese
> Möglichkeiten weiterhin nicht haben.
Der Knackpunkt hier ist "an *einen* Dritten".
Die CTs sagen zwar "These rights include, without limitation, the right
to sub-license the work through multiple tiers of sub-licensee ...",
aber das bezieht sich darauf das Werk als Ganzes oder in Teilen
unter der gleichen Lizenz durchzureichen, nicht auf "wir geben das
an verschiedene Unterlizenznehmer unter verschiedenen Lizenzen raus"
> Habe ich bei dem Szenario was übersehen?
Ich denke ja ...
> Das ist aber auch nicht der eigentliche Grund, wohl aber einer der
> Gründe, warum ich nicht zugestimmt habe. Mir ist die Lizenz zu
> kompliziert, und ich bin gegen "Contribution terms" mit so weit
> reichenden Rechten. Contribution terms sollte es nur in ganz bestimmten
> Fällen geben.
> Freie Lizenzen sollten jedem die gleichen Rechte geben.
Noch einmal: unterscheide zwischen Lizenz und Contribution Terms.
Die Lizenz gibt der OSMF keine besonderen Rechte. Die Contribution
Terms tuen es.
Und dafür gibt es zwei Gründe:
* das Datenbankrecht verlangt so eine zentrale Instanz als Lizenzgeber
(ok, das Problem hätte es bei PD/CC0/BSD eher weniger)
* ein zukünftiger Lizenzwechsel ist zwar immer noch schwierig, aber
immerhin möglich falls nötig, ohne die bisherige Verlustproblematik
Letzteres ist vor allem deshalb wichtig weil hier lizenzrechtlich,
zumindest für den "freien" Bereich, Neuland betreten wird. Der
erste Versuch "wir behandeln das einfach wie Sourcecode oder ein
Werk das unter Copyright fällt" ist gescheitert, der aktuelle Ansatz
kann genauso scheitern. Oder es ergibt sich irgendwann einmal
tatsächlich eine Mehrheit für einen Wechsel zu einer Public Domain
Freigabe ...
> Natürlich
> benötigt man eine Organisation um das Projekt voranzubringen, aber warum
> sollte diese mehr Rechte haben?
Die FSF zB verlangt das um bei Verstößen direkt als Kläger auftreten
zu können ... aber nichts schützt dich wirklich davor das die
irgendwann "böse" werden zB ein Dual License Regime einführen das
es ihnen ermöglicht eignen und Contributor-Code auch unter nicht-freien
Lizenzen zu verkaufen ...
Den wesentlichen Rechteübergang sehe ich aber zwischen dem bisherigen
"eine Minderheit kann einen nötigen oder gewollten Lizenzwechsel
deutchlich erschweren da jeder einzelne Contributor ein lokales
Vetorecht auf Teile des Werkes hält" und "eine Mehrheit kann so etwas
ohne weiteren Datenverlust auslösen"
Die Einschränkung auf "aktive" gibt dabei der jeweils aktuellen
Community ein größeres bzw ausschließliches Gewicht, alternativ
würde man eben grad der immer größer werdenden Menge der nicht-aktiven
deutlich mehr Gewicht geben.
Die konkrete Definition von "aktiv" halte ich dabei zugegebenermaßen
auch für eher ungeschickt, die Idee dahinter verstehe ich aber durchaus ...
--
hartmut
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